Sexy Ehe

In Sexy Ehe erkundet Mia Graf die feinen Risse, durch die Begehren in den Alltag sickert. Ihre Geschichten erzählen von Paaren, die sich verloren glaubten – und einander in der Glut des Unaussprechlichen neu entdecken. Mit einer Stimme, die nah, zärtlich und kompromisslos ehrlich ist, zeichnet Graf Szenen moderner Intimität: Körper, die sprechen, wo Worte fehlen. Blicke, die mehr verraten als Geständnisse. Liebe, die wagt, sich neu zu erfinden – manchmal in der Gefahr, daran zu verbrennen. Im Titelstück, Sexy Ehe, steht ein Schriftstellerpaar am Rand des finanziellen und erotischen Bankrotts. Zwischen unbezahlten Rechnungen und stiller Eifersucht gerät Shelly in Fantasien, die größer sind als die Wirklichkeit – und Marvin muss sich fragen, was er für sie sein will: Mann, Zuschauer oder Erzähler ihres Begehrens. Während draußen die Stadt schläft, beginnen oben im Schlafzimmer neue Regeln zu gelten – leise, langsam, atemlos. Er stand am Fuß der Treppe, das Licht des Bildschirms noch auf seiner Haut. Oben ein Laut – kaum mehr als ein Atemzug, ein Zittern in der Luft. Er wusste nicht, ob sie allein war, und vielleicht wollte er es auch gar nicht wissen. Jeder Schritt nach oben roch nach Angst und Lust zugleich. Hinter der angelehnten Tür ein Schatten, eine Bewegung, ein Stöhnen – und in seinem Innern der plötzliche Gedanke, dass es vielleicht genau so beginnen musste: das Ende, das sie beide befreien würde. Mia Graf schreibt über das, was bleibt, wenn Masken fallen und der Körper das letzte Wort hat. Denn manchmal ist die gefährlichste Form der Liebe die, die man zu Hause wiederfindet.