Martin oder Zwei linke Hände
Das Drama beginnt mit einem Wecker, der morgens nicht klingelt und zwei Schulkindern, die verschlafen. Und dabei muss Evelyn eine wichtige Physikarbeit schreiben. Doch der Schulbus in die zwölf Kilometer entfernte Küstenstadt ist längst weg, als die beiden endlich aufwachen. Aber warum hat der Wecker nicht geklingelt? „Was ist denn hier los? Warum bist du noch nicht unterwegs, Evelyn? Bist du krank?“, fragte die Mutter und fasste nach dem Deckbett. Evelyn schüttelte den Kopf und schluchzte: „Verschlafen. Martin hat schuld, er hat den Wecker ...“ „Ach, Martin, musst du denn alles kaputt machen, was du in die Finger nimmst?“ „Ich hab ihn repariert! Evelyn hat mich darum gebeten.“ „Und warum klingelt er dann nicht, he?“ Evelyn sah den Bruder an, als wollte sie ihn fressen. Am liebsten hätte sie ihm noch eine gefeuert, doch in Gegenwart der Mutter wagte sie es nicht. Martin, der das wusste, hielt dem wütenden Blick seiner großen Schwester stand. Plötzlich schrillte es durchdringend aus Evelyns Zimmer herüber. Ein breites Grinsen zog Martins Gesicht auseinander. „Er klingelt doch, Schwesterchen, was willst du denn?“ Martin genoss seinen Triumph. „Aber “, Evelyn schnüffelte durch die Nase, „zwei Stunden zu spät, du ..., du Supertechniker!“ Wieder einmal hat Martin alles verpatzt. Überhaupt leistet sich der Zwölfjährige jede Menge Verrücktheiten, die seine Familie aufregen. Er findet nicht die gewünschte Anerkennung. Dann muss er sich auch noch wieder einmal seine ältere Schwester Evelyn vorhalten lassen, die etwas zu vermelden hat: „Ich habe noch etwas.“ Evelyns Bemerkung klang unendlich gelangweilt, als sie mit spitzen Fingern eine Urkunde auf den Schreibtisch schob. Dabei streifte sie Martin mit einem Blick, als wäre er der letzte Dreck. „Donnerwetter! Bravo!“ Der Vater sprang auf. „Das lass ich mir gefallen! Meine Tochter auf dem ersten Platz bei der Matheolympiade!“ „Gleich tret ich dir in deinen Allerwertesten!“, zischte Martin seiner Schwester zu. „Versuch es doch“, zischte Evelyn zurück, „du Versager!“ Versager! Ein Faustschlag hätte Martin nicht schmerzhafter treffen können als dieses Wort. Ich zeig’s ihr! schwor er sich, gleich nachher dresch ich ihr eine, dass sie, dass sie, na, mindestens heulen müsste sie! Aber ist Martin wirklich ein Versager? Jedenfalls darf er nicht mit seinen Eltern und seiner Schwester in den Urlaub fahren, sondern muss diese Zeit bei Tante Wally und ihren Hühnern verbringen. Aber vielleicht ist das auch ein Glück für Martin …
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