Raum. Schaffen oder nehmen?
Das Wort „Freiraum“ umschließt ganz unterschiedliche Konzepte, weit mehr als bloß den physischen Raum, es beschreibt auch einen mentalen Zustand der Kreativität und Freiheit. 1929 betonte Virginia Woolf, wie wichtig „ein eigenes Zimmer“ für den Erfolg einer Schriftstellerin sei: Freiraum, im wörtlichen wie übertragenen Sinne, zum Denken und Gestalten. Fast ein Jahrhundert später ist ein eigenes Zimmer noch immer ein Privileg, nicht nur, aber vor allem für Frauen. Ein Virus, das keine Grenzen kennt, hat diese Ungleichheit noch einmal sichtbarer gemacht und damit auch den erbitterten Kampf um Raum und Teilhabe. Wem gehört der öffentliche Raum, welche Regeln gelten und wie werden sie überwacht? Unausgesprochene Fragen, die weltweit zu einem Erstarken von Gated Communities und andere Formen der sozialen Segregation führen. Wer darf den öffentlichen Raum für sich beanspruchen und definieren? Wessen Regeln bestimmen, wie Raum genutzt und geteilt wird? Wie prägt unsere Identität unsere Raumerfahrung? Mit Texten von Billy-Ray Belcourt, Besufekad, Intan Paramaditha und Adania Shibli. Aus dem Englischen, Indonesischen und Arabischen von Eva Bonné, Irina Bondas, Beatrice Faßbender, Gudrun Ingratubun und Günther Orth. Eine Publikation des Literarischen Colloquiums Berlin mit freundlicher Unterstützung des Auswärtigen Amtes. Priya Basil ist Schriftstellerin und Aktivistin. In ihrem Buch „Gastfreundschaft“ (Suhrkamp, 2019) verbindet sie Geschichten über die indisch-kenianischen Traditionen ihrer Familie, ihr britisches Erbe und das Leben in Deutschland zu einem leidenschaftlichen Plädoyer für ein gastfreundliches Europa. Ihre Essays sind in Lettre International, Die Zeit und The Guardian veröffentlicht worden. Sie ist Mitbegründerin der NGO WIR MACHEN DAS. Priya Basil sitzt im Beirat des European Centre for Constitutional and Human Rights und ist Initiatorin der Kampagne Der 9. Mai – Ein Feiertag für Europa. Ihr Film-Essay „Eingeschlossen / Ausgeschlossen“, der die Fragen rund um Staatsbürgerschaft, Kolonialität und Erinnerungskultur erkundet, hatte im Dezember 2020 bei der digitalen Eröffnung des Humboldt-Forums Premiere und ist nun auf YouTube zu sehen. Ihr neuestes Buch „Im Wir und Jetzt: Feministin werden“ (Suhrkamp, 2021) verbindet wiederum kraftvoll das Persönliche mit dem Politischen.
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