Sexy Rock

In den Geschichten von Mia Graf glüht das Unsagbare unter der Oberfläche. Frauen fliehen, träumen, begehren – zwischen Schuld und Freiheit, zwischen der Zärtlichkeit des Moments und der Gefahr, sich selbst zu verlieren. Mit einer Stimme, die Wärme und Klarheit zugleich trägt, erzählt Graf von Körpern, die sprechen, von Sehnsucht, die keinen Namen braucht, und von jener stillen Kraft, die im Akt des Begehrens liegt. Modern, sinnlich, intim – ohne Kitsch, ohne Maskerade. In der Titelgeschichte „Sexy Rock“ wird das Verbot zur Versuchung. Bessella, eine Schmiedstochter in einer Welt aus Lords und Palästen, wagt in einer schwülen Nacht den Schritt über die Grenze, die ihr Schicksal bestimmt. Ihr Rock, Symbol der Scham und der Verlockung zugleich, wird zum Zeichen ihrer Rebellion – gegen Armut, gegen Ordnung, gegen das unsichtbare Gesetz, das Frauen klein hält. Was als Flucht beginnt, wird zur Entdeckung des eigenen Körpers, des eigenen Willens – und eines Begehrens, das ebenso gefährlich wie befreiend ist. Der Mond hing wie ein stiller Zeuge über dem Schloss, als sie durch das hohe Gras lief. Ihr Atem war heiß auf ihrer Haut, das Kleid zu eng, der Rock zu schwer. Sie hielt inne, spürte den Herzschlag in den Fingerspitzen und das Flimmern des Lebens zwischen den Schenkeln. Durch das offene Tor klang Musik – ein Laut, so fern und doch so nah, als würde er sie rufen. In dieser Nacht war sie keine Schmiedstochter, kein Kind, kein Name – nur ein Körper, der wusste, wohin er wollte. Ein Buch über Frauen, die mehr wagen, als ihnen erlaubt ist. Und über den Augenblick, in dem Lust zur Wahrheit wird.