In den Jahren vor dem Zweiten Weltkrieg im Anfang des Hitlerregimes, hatte man das Gefühl von Aufbruch zu etwas Neuem und Festigung der allgemeinen Wirtschaftslage. Die Menschen waren wieder zufrieden und glücklich nach den schwierigen Jahren der Weimarer Republik. Der "Führer" wurde bejubelt und seine Zustimmung des Volkes im Anfang war einzigartig. Auch unserer Familie ging es wieder besser, weil der Vater als ehemaliger Marineunteroffizier im Sperrwaffen-Kommando von Cuxhaven, einen festen Arbeitsplatz fand. Dazu erhielten wir eine wunderschöne Wohnung im Obergeschoss einer Villa und hatten sogar noch etwas Garten dabei um Gemüse anbauen zu können. Das zentrales Thema des Buches ist unsere Familie mit den sechs unmündigen Kindern. Unsere Mutter war mit uns allein, weil Vater zum Krieg nach Frankreich eingezogen worden war. Sie stand vor der großen Schwierigkeit, trotz der Lebensmittelrationierung, die Kinder gut zu versorgen. Unsere Mutter konnte sich glücklich schätzen, dass ihr Onkel Bäckermeister war, uns jederzeit gut mit Brot unterstützte, allerdings bekam er dafür alle Brotmarken. Ich kann mich gut daran erinnern, dass immer genug Butter und Milch angeboten wurde, solange es keine großen Schäden durch Luftangriffe gab. Allerdings hatten die Kinder auch Wurst und Schinken kennen gelernt und darauf Appetit. Nach einer gewissen Zeit gab es solche Lebensmittel nicht mehr zu kaufen und die Kinder protestierten deswegen heftig, aber es half nichts. So kommt es denn zu den empörenden Fragen wie: "Gibt es heute denn nichts als gar nichts auf den Tisch?" Die entsprechende Unzufriedenheit der Kinder war an der Tagesordnung. Das waren nicht die einzigen Schwierigkeiten, denn je länger der Krieg dauerte, desto gefährlicher wurden die Luftangriffe. Oft gelang es nicht, die Kinder dazu zu bewegen, den Luftschutzraum aufzusuchen. Die furchtbare Angst um die Kinder und deren Übermut, bei gefährlichen Situationen auf den Balkon unserer Wohnung in der 4. Etage zu laufen, zermürbte unsere Mutter. Weitere Probleme bestanden darin, dass die Kinder im Wachstum waren und dass es nicht mehr möglich war, passende Schuhe und Kleidung zu kaufen. Kaum gab es noch Waschmittel um die Wäsche zu waschen. Darum war es schon ein Kunststück, immer die Betten und die Kleidung sauber zu halten. Am 18.Juni 1944 wurde ein so verheerender Luftangriff über dem damaligen Wesermünde geflogen, dass die Familie vor die Frage stand, wie es weitergehen soll. Das war aber noch harmlos gegen die Tatsache, als dann am 18.September 1944 die Wohnung der Familie und das Haus des Großvaters in Schutt und Asche lagen. Alles war uns zerbombt worden bis auf die Küche und die gesamte Familie lebte danach in einer provisorisch hergerichteten Unterkunft, zwar auf dem eigenen Grundstück, aber recht erbärmlich. In den letzten Kriegsjahren gab es so schwere und kalte Winter, dass es kaum möglich war, die Räume warm zu bekommen. Das Dach war marode und Wasser drang ein. Außerdem wurde die Versorgung mit Lebensmitteln immer schwieriger, denn die eigenen Kartoffeln verfroren in der Miete und das Einkaufen war immer eine Qual, denn meistens war alles ausverkauft, bevor man an der Reihe war. Man hatte oft Stunden lang vergebens angestanden. Als dann nach der Kapitulation unser Vater plötzlich wieder da war, wurde damit begonnen die Gärtnerei wieder in Betrieb zu nehmen. Dies gelang erst nach vielen Rückschlägen nach einiger Zeit und es gab im nächsten Frühjahr wieder Einkommen.
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